Dienstag, 27. März 2012

Aufgemerkt: Tu Fawning



Zeit für einen Quickie zwischendurch. 

Die aufmerksamen Leser der Vogelschau werden es schon vor einigen Wochen gemerkt haben: es gibt was Neues der Kreateure des Überraschungsalbum der vorletzten Jahreswende, denn Tu Fawning melden sich mit "A Monument" kraftvoll zurück. Dem zuvor veröffentlichten "Bones" mit seiner aufreizenden Spielfreude und kongenialem Multiinstrumenteinsatz folgt nun das glanzvoll wabernde "Anchor", das sich durch rasselnde Untertöne, chorale Dopplungen und akute Vehemenz schon ganz schön weit aus dem Fenster lehnt. Und am 7.5.2012 können wir dann endlich das vollendete Ergebnis in den Lauschkanal führen.

Doch zuvor, hier kommen die Ohrenöffner:

   Tu Fawning - Bones

     Tu Fawning - Anchor

Mittwoch, 21. März 2012

Aufgemerkt: I Used To Be A Sparrow & Songs For The Sleepwalkers




Frühlingsfrische im Doppelpack.

Manchmal bin ich echt beeindruckt: Da denkt sich der geneigte Konsument frischgepresster Folkpop- und Countryblues-Platten nichts Böses und schon flattert mal wieder eine Anfrage ins Haus, die auf's erste Ohr zwar passen, aber nicht unbedingt den ursprünglichen Bänkelsänger-Kontext streift. Nach mehrmaligem Hören ertappt er sich aber dann doch beim Mitwippen, Schwelgen und Mitsingen. Vorhang auf für I Used To Be A Sparrow und Songs For The Sleepwalkers.

Leicht und doch mit dem gewissen schwermütigen Nimbus beginnt "Luke", das erste Album von I Used To Be Sparrow, die namentlich aus Dick Petterson und Andrea Caccese bestehen. Beide im Vorfeld schon mit einer musikalischer Vorerfahrung, jedoch erst seit kurzem vereint, was dann schlußendlich aufgrund der Ausgefeiltheit der Songs auf  "Luke" schon ein wenig verwundert. Das Anfangsduo aus "Cambodia" und "Life Is Good" steht hierbei synonym für das ganze Album, das sich aus fein arrangierten Popsongs zusammensetzt, die mal intim, meist aber kunstvoll ziseliert in die Gehörgänge schrauben. 
Texte die sich poetisch mit dem eigenen Wohl und Wehe befassen, gerne harmonisiert im Gleichklang aus Kopf- und Bruststimme wie im hervorragenden "Let Go", dass sich in vier Minuten immer wieder ein Stück an die euphorischeren I Am Kloot-Stücke annähert. Überhaupt scheint ein eher überschwänglicher Duktus die beiden Musiker mit Wurzeln in Schweden (Petterson) und Italien (Caccesse) zu durchwehen, gebremster Hurra-Effekt mit Hall und Widerhall, ankernd zwischen Folk und Pop, der sich nicht hundertprozentig der einen oder anderen Schublade zuordnen will. Mit dem ruhig dahinfliessenden "Lovers On The Moon" begeben sich die beiden auf die Spuren der gerade so angesagten Singer/Songwriter-Mode, die naturverbunden und heimelig, jedoch auch mit der ein oder anderen elektronischen oder artifiziellen Spitze aufwarten kann. 
So geht man mit "I Used To Be A Sparrow" auf eine anregende Reise, die sich auch namentlich in vielen Titeln widerspiegelt ("Hawaii", "Copenhagen"), auf der man aber auch gar zu gerne die ein oder andere Pause einlegt, um sich einfach von den unwiderstehlichen Melodien verzaubern zu lassen. Auf Dauer mag das dem ein oder anderen vielleicht ein klein wenig zu perfekt und ausgeglichen erscheinen, bei frühlingsfrischen Temperaturen und dem Spaziergang an der abendlichen Stadtsilhouette vorbei, ist "Luke" der geradezu ideale Begleiter.

 


Vor (und auch während) er mit I Used To Be A Sparrow unterwegs war, lässt sich Andrea Caccese aber auch nicht lumpen und fabriziert als Songs For The Sleepwalkers artverwandtes, jedoch deutlich zurückgenommeres Liedgut. Sein aus dem letzten Jahr stammendes Album "Our Rehearsed Spontaneous Reactions" zeigt mit seinen acht, bisweilen skizzenhaft daherkommenden Songwriterminiaturen weitere Facetten seines Könnens und tummelt sich irgendwo an der Grenze zwischen sehnsüchtelnder Elegie und experimentierfreudigem Indiefolk. Meistens sehr offen gehalten, wie im von klassischen Elementen durchzogenen "Down The Line", das mit seinen sanft aufgetürmten Streichern weniger tränenreich daherkommt, als man es auf das erste Ohr vermuten könnte. Generell scheint Caccese alais Songs For The Sleepwalkers allein einen deutlich geringeren Hang zur Klangfülle zu haben, die Songs wie das seinem neuen Projekt am nächsten kommende "We Are Still Here" decken eine weit weniger dicke Schicht an Klangfarben hab, die einzelnen Tupfer kitzeln vielmehr die Facetten nur in kleinen Dosen heraus. Die akustische Gitarre spielt die Hauptrolle, bekommt hier und da ein wenig Elektronik spendiert, vergißt aber darüber hinaus nicht, dass Caccesse der Hauptakteur ist, der lieber in Ruhe erzählt und das auch bis auf im ein wenig tiphoppig erscheinenden "Awake" auch konsequent durchzieht. Höhepunkt ist hierbei sicherlich "Set The World On Fire" mit einer Streicherbegleitung, die auch einem Bon Iver oder dem Bänkelsängerliebling Matt The Electrian Schauer über den Rücken laufen liesse. 
Meine Güte, was freue ich mich schon darauf, auch mit Songs For The Sleepwalkers in den Abend zu laufen, vielleicht am besten mit dem letzten Song "What If I Do", der allein schon in seiner schlichten Schönheit Gänsehautmomente auslösen kann.

 

Noch mehr Infos gibt's hier und hier und dazu das Versprechen, dass im Juni auch in Deutschland getourt wird 

Donnerstag, 8. März 2012

Tom Krimi



Warum eigentlich nicht?

Tom Krimi ist sprichwörtlicher Tausendsassa. Geboren in Bremen, sozialisiert mit BFBS und besitzt musikalische Wurzeln und Ableger mit Stereo De Luxe, Raz Ohara, Ellen Allien und so weiter und so weiter....
Ab dem 09.03.2012 darf sich sein neues Album "Why Don't We" in die Ohrmuscheln wachsen und wenn er damit generell nur halb so viel Glück hat, wie er es beim Bänkelsänger geschafft hat, dürfte ob der 12 bzw. 13 Stücke auf dem Album der ein oder andere Ohrwurm hängengeblieben sein. 
Klanglich entpuppt sich Tom Krimi als gelassener Singer/Songwriter bester Sorte, so wird gecroont, gejammert, geflüstert oder - und das kann er am besten - in feinster Elvis Costello-Manier gesungen. Dessen Vorbildfunktion stimmlicher Art klingt in "Why Don't We" auch immer wieder durch, gerade die Single "Drink Drink Drink" mit seinem verführerischen Refrain klingt nach "When I Was Cruel" hat aber dennoch genügend Eigenständiges an sich, um nicht vollends als Plagiat zu gelten. Die elegante Verücktheit eines Costellos, manchmal auch mit Cave'scher Larmoyanz oder dem traurigen Brummeln Mark Oliver Everetts von den Eels vermengt, das ist schon die Schnittmenge, derer sich Krimi bedienen kann. Versetzt mit beinahe zärtlicher Inbrunst schafft er es jedoch immer, neue Wege zu gehen. Die flotte Uptempo-Nummer "Cubical" zum Beispiel mit seinem eigenwilligen Text oder das furchtlos vorantreibende, sehr amerikanische "Mother Up Above" mit seinen pendelnden Gitarren oder gleich zu Beginn das einleitende "Blue Boredom", dass seinem Namen zunächst alle Ehre zu machen scheint und sich dann doch als glitzernde Eröffnungsballade entpuppt.
"Why Don't We" entwickelt über die gesamte dreiviertel Stunde genau die Art von Stimmung die einen Abend unter Freunden retten kann. Zuhören ist erlaubt, jedoch auch einfach mit den dunnkel gestimmten Tönen in den eigenen Gedanken nachzuhängen, ohne sich erwischen zu lassen und ganz wichtig: auch das ein oder andere, gerne schwer alkoholische Getränk kann als Hörbegleiter ganz hilfreich sein. Krimi schafft dazu den Soundtrack mit Blues, Rock, Chanson und Folk, so elegant wie möglich, jedoch auch so knorrig wie nötig.

Die Record Release Party findet am 14.03.2012 im Grünen Salon in Berlin statt und wer jetzt mindestens noch einen Grund braucht, um "Why Don't We" gut zu finden, darf sich vorerst mit dem Video anfreunden.

Dienstag, 6. März 2012

My monthly Mixtape: März

Es wird heimelig. Wohlklang und Harmonieseligkeit fein versponnen, durchwirkt von ausdrucksstarker Stimmgewalt. Das Mixtape fungiert in diesem Monat als Bote frühlingsfrischer Melodien, die von angepsychtem 70er-Jahre-Soft-Folkrock über traurig perlende Popminiaturen bis hin zu gespenstischen Kunstcoverliedern und lässt sich auch vom großen "Boss" nicht vollends aus der Reserve locken.

Die Zutaten gibt's hier:

01. Shearwater - Animal Life
02. Flights - From the Lake to the Land
03. Maverick Sabre - I Need
04. The Soft Hills - Phoenix
05. Lake Forest - Autumn Skies
06. A Whisper in the Noise - Black Shroud
07. Bright Moments - Milwaukee
08. Kristofer Åström - Queen Of Sorrow
09. Soap&Skin - Voyage Voyage
10. Felix Meyer - Hinterhofkino
11. Passenger - Staring At The Stars
12. Anaïs Mitchell - He Did
13. Damien Jurado - Working Titles
14. Tindersticks - Frozen
15. Fanfarlo - Tightrope
16. Bruce Springsteen - Wrecking Ball
17. Islands - Oh Maria
18. Perfume Genius - Hood
19. Kettcar - Ein Zimmer

und das Hörbeispiel folgt auf dem Fuße: