Montag, 28. Mai 2012

Aufgemerkt: Forest & Crispian



Erfüllung pur.

Es ist doch jedes Jahr das gleiche Dilemma. Gerade für uns Folkfreude bieten Frühling und Herbst die feinsten Farbtupfer an, doch zumeist will sich kein rechter Sommerhit finden lassen. Gott sei dank haben sich die Schweden von Forest & Crispian ein Herz gefasst und mit ihrem dritten Album "Morgenlands" für Abhilfe gesorgt, wovon man sich ab dem 08.06.2012 über Für Records überzeugen kann.

Doch von Anfang an. "Morgenlands" erinnert in seiner Verspieltheit an ein Kaleidoskop voller farbenprächtiger Edelsteine, die je nach Lichteinfall und eigener Interpretationsfreude funkeln wie in 1001 Nacht. Wie sonst kann man sich erklären, dass ausgerechnet der Albumtitel aus einem Foxtrott des Operettenkomponisten Robert Stolz entlehnt ist, und das es sich die vier Schweden auch nicht nehmen lassen, eben jenes orientalische Kunstliedchen auf Deutsch anzustimmen. Gemeinsam mit dem munter aufspielenden "This Ain't A Song For People Wanting To Have Fun" funktioniert dieses Intermezzo fabelhaft und ist nur eins von vielen kabarettesken kleinen Kunststückchen, die aus "Morgenlands" diese feine Revue aus tanzbaren Indiepop und -folkstückchen machen, die mit tiefgründig verschmitzen Texten aufwarten. Nehmen wir nur die erste Single "Let The Best Band Win", die das an eine Jean-Michael Jarre-Skizze erinnernde "The Rider" vorangestellt bekommt und dann selbst zum piano- und geigengetriebenen Feelgood-Hit wird, der seine bittersüße Botschaft trotzdem nicht verstecken muss.
Ähnlich wie im vorvergangenen Jahr Erland & The Carnival" bedienen sich Forest & Crispian mit beherztem Schwung in vielen Schubfächern, mal finden sie dabei diese feinen Salonpopstücke, die auch Belle & Sebastian oder dem Musicalprojekt God Help The Girl gut zu Gesicht gestanden hätten (Who Killed Young Robin), ein anderes mal wird der galoppierende Britfolk der 60er-Jahre zitiert (A Horse's Tale) und dann taucht auf einmal dieses Monstrum "Everyone Is Entitled To A War Machine" auf, das mit seiner repetitiven Art fast schon comichaftes Mini-Opern-Format aufweist. Es ist ein kunterbunter Kirmesplatz, den sich die vier Schweden zu eigen machen, schließlich tauchen Kirmelsorgeln genauso auf wie Marching Drums, lassen ihre Stimmen durchaus auch mal niedlich und kindlich über die Klinge springen und umschiffen die Kitschklippen mit so viel Spielfreude und Lieblichkeit, dass es unumgänglich ist, die Musiker bei der Hand zu nehmen und sich in diesem Panoptikum der Kreativität zu verlaufen. 
Sollten sich durch diese Lobhudelei immer noch Fragezeichen auf der Stirn der zukünftigen Konsumenten befinden, greife der geneigte Hörer zum abschließenden "Copenhagen", dass von Ferne an den Klassiker "Seasons In The Sun" erinnert und schwelge beherzt der untergehenden Sonne entgegen. Der Bänkelsänger hat sicherlich eines der fabelhaftesten Alben dieses Jahres gehört. Ganz bestimmt!




Sonntag, 27. Mai 2012

Eurovision Song Contest: Der Abend






Favoritemsieg beim ESC der Superlative. 

Zum 57. Mal durften sich beim Klassentreffen europäischer Sangeskunst die schönsten, ausssergewöhlichsten und selbstverständlich auch besten Vertreter des jeweiligen Starterlandes mit ihren Beiträgen messen. Aserbaidschans Hauptstadt Baku zeigte sich vor 120 Millionen Zuschauern am Bildschirm modern und doch traditionsbewußt, auch das Moderatorentrio um den Vorjahressieger Eldar zeigte sich bis auf Schwächen im Französischen von der bestmöglichen Seite. Lediglich die etwas fade Eröffnungssequenz und der Zwischenakt von Emin, seines Zeichens Schwiegersohn des aserbaidschanischen Präsidenten waren zu lang und vor allem zu farblos, um sich mit dem Motto "Light Your Fire" vollends zu identifizieren. 

Doch wie auch in den vergangenen Jahren kommen wir nun zur Kritik im Einzelnen:

1) Vereinigtes Königreich/Engelbert Humperdinck - Love Will Set You Free
Ein ähnliches Phänomen wie im letzten Jahr beim Paradise Oscar. Mit der Startnummer 1 gewinnt man beim ESC kaum einen Blumentopf trotzdem der arg glattgebügelte Brite sehr gut gesungen hatte. Ein wenig mehr Punkte hätten dem inbrünstigen Pop-Schlager defininitv gut zu Gesicht gestanden, so muss sich Großbritannien mal wieder fragen, wen sie denn nun überhaupt schicken müssten, um Punkte zu bekommen.

2) Ungarn/Compact Disco - Sound Of Our Hearts 
 Hier war das Finale wohl schon Belohnung genug. Die gruselige Mischung aus eletronischem Pathos-Pop mit Artikulationsschwierigkeiten und 08/15-Melodien wollte in diesem Jahr kaum einer Hören. Gut so, denn die im Vorfeld angedichteten Vergleiche zu Depeche Mode wirkten mehr als haarsträubend.

3) Albanien/Rona Nishliu - Suus
Eine Überraschung. Mit Malefiz-Gedächtniskostümierung und einer denkwürdigen Frisur, die sich als Dreadlock über das Dekolltee der stimmgewaltigen Sängerin hinwegzog sang sie sich über gefühlte 17 Oktaven mit ihrem Klagelied auf einen hervorragenden fünften Platz.

4) Litauen/Donny Montell - Love Is Blind
Nicht nur blind, sondern wohl auch taub. Auch mit pailettenbesetzer Augenbinde und Akrobatik im Anzug wird aus einer angejazzten Schlagerschmonzette noch kein feiner ESC-Beitrag. Zumal Donny den Song in kuriosem Englisch in eine wahrhafte Disco-Scheußlichkeit münden lässt - erschreckend.

5) Bosnien-Herzigowina/Maya Sar - Korake Ti Znam
 Ordentliche Pianoballade, die sicherlich auch den plüschigen Bars dieser Welt gut angekommen wäre. Auch bei Maya setzt sich der diesjährige Trend zum etwas comichaften Gothic-Kleidchen durch, als schwarzer Engel mit gestutzen Flügeln sang sich sich zwar gefällig, aber eben doch zu harmlos vor der Windmaschine entlang ins hintere Mittelfeld.

6) Russland/ Buranovskiye Babushki - Party For Everybody
Sechs Omis in udmurtischer Tracht singen einen Volkslied-Schlager-Mix mit englischen Brocken, dessen Refrain sich leider als ein vehementer Ohrwurm entpuppt. Ob's das Plätzchenbacken oder der sich drehende Ofen war, mag dahin gestellt sein, ein zweiter Platz ist definitiv zu viel des Guten.

7) Island/Greta Salóme & Jónsi - Never Forget
Schade! Das große, kristallklare Ethno-Duett wurde den Erwartungen dann doch leider nicht gerecht. Trotz hohem Einsatz und feiner Melodien konnten sich die wehmütigen Geigenklänge und die herrlichen Akkorde der beiden hervorragenden Musiker nicht in den Ohren Europas festsetzen.

8) Zypern/Ivi Adamou - La La Love
 Im angesagten Nudelook halsbrecherisch um und auf den Büchertisch. Hätte Ivi zumindest den Hauch einer Stimme gehabt, hätte das unter Umständen funktionieren können. So wirkte "La La Love" viel zu anstregend, zumal nach den diversen Kapriolen durchaus hören konnte, das die Luft raus war. 

9) Frankreich/Anggun - Echo (You And I)
Ambitioniert, aber eben nicht stringent. Die Französin mit den südostasiatischen Wurzeln wollte dann wohl doch zu viel. Ihr zu aufgesetzer Mix aus moderner Popmusik mit Gepfeife und Getanze und Winterbundesjugendspielen war in den drei Minuten zu sehr auf Aufmerksamkeit bedacht - und schwupps war sie wieder weg.

10) Italien/Nina Zili - L'Amore È Femmina (Out Of Love)
Ein Beitrag, der gewinnen hätte müssen (oder zumindest noch weiter oben platziert). Nian ist eine tadellose Sängerin und hatte den leicht an "Big Spender" gemahnenden Soulpop-Song voll im Griff. Eine unglaubliche Ausstrahlung und die fabelhafte Stimme reichten dann Gott sei Dank noch zur Top Ten.

11) Estland/Ott Lepland - Kuula
Der kann auch singen. Mit einer fast nicht vorhandenen Bühnenshow kann man, wenn man die entsprechende Stimme hat, anscheinend doch noch punkten und so ist eine der stärksten Balladen im Feld zu Recht so weit vorne gelandet. 

12) Norwegen/Tooji - Stay
Es reicht halt dann doch nicht, wie ein Abercrombie&Fitch-Model auszusehen und seinen schlichten Ethno-Pop-Song mit guettaesker Melodienvielfalt aufzurüschen. Der Kapuzenbeauty hat seinen eigentlich gelungen Genremix nicht gut genug gesungen, da half auch der Geburtstagsbonus nicht - Platz 26!

13) Aserbaidschan/Sabina Babyeva - When The Music Dies
Leona Lewis könnte das mit Sicherheit besser. Wie bereits in den vergangenen Jahren wurden die besten Songschreiber eingekauft, doch was nutzt die schönste Powerballade, wenn Sabina so viel Charisma besitzt wie Wackelpudding. Ob es Verneigung vorm Gastgeber war, die "When The Music Dies" so hoch nach oben gehievt hat, bleibt mir, auch ob der eher spannungsarmen Bühnenshow ein Rätsel.

14) Rumänien/Mandinga - Zalilah
Das hat mich überrascht. Hatte ich den Gute-Laune-Sommerhit doch schon als nächsten Anwärter für Bulgariens Goldstrand-Diskotheken fest gebucht, mehr als Mittelfeld war dann aber wohl mit der Mischung aus lateinamerikanischer Folklore und Marching Band nicht drin - trotz Instrumentenvielfalt mit Dudelsack.

15) Dänemark/Soluna Samay - Should Have Known Better
Hier weint man sicherlich auch ein paar bitter Tränen. War die Straßenmusikerin zu harmlos, um mit ihrem feinen Pop-Song, der sich irgendwo zwischen Natalie Imbruglia und Sixpence Non The Richer einpendelt, in Europa ein paar Punkte abzuholen. Oder lag es an der etwas seltsam anmutenden "Skipper"-Mütze?

16) Griechenland/Eleftheria Eleftheriou - Aphrodisiac
Laaaaaaaaaaangweilig. Können die Griechen mal ein neues Lied zum ESC schicken. Auch "Aphrodisiac" bedient sich mal wieder im Euro-Dance-Pop-Regal, greift beherzt zu ein paar Bouzuki-Elementen und schnappt sich zielstrebig dass kürzeste Kleid Marke "billiges Flittchen". Endlich mal mit Mittelfeld bestraft - Nächster!

17) Schweden/Loreen - Euphoria.
 Erste. Ob nun verdient oder nicht: "Euphoria" ist schon ein gutes Lied. Ob man nun dazu als Waldfee verkleidet Capoeira-Figuren machen muss oder den Ronja-Räubertochter-Stammestanz aufführt: ein wenig mehr Artikulation auf der einen, ein bisschen mehr Freude nach dem Sieg wäre schön gewesen.

18) Türkei/Can Bonomo - Love Me Back
Ahoi Kamerad! Die Bühnenshow war sicherlich einer der unterhaltsamten des Abend, die gesangliche Leistung eher zum Kielholen. Ein türkisches Shanty, dazu Matrosen mit Capes, die wie betrunkelne Fledermäuse tanzend auf Kaperfahrt gehen - Europa hat schon schlimmeres gehört und belohnt die Grinsekatze mit der TopTen.

19) Spanien/Pastora Soler - Quédate Conmigo
Endlich mal wieder Top Ten. Ich wette, wenn Pastora zumindest einmal freundlicher dreingeblickt hätte, wäre noch mehr drin gewesen, denn die gefühlvolle Ballade gehörte mit zu den gesangsstärksten Nummern des Abends. Vielleicht hätte man aber doch eine englische Version wählen sollen, um noch erfolgreicher zu sein, mir hingegen gefiel der insgesamt wieder mehr zur Landessprache gehende Trend ausnehmend gut.

20) Deutschland/Roman Lob - Standing Still
Gut war's. Genau der schlichte sympathische Auftritt, den ich mir gwünscht hatte, um den feinen, kleinen Popsong am besten wirken zu lassen. Mit Platz 8 besser platziert als zwischenzeitlich vermutet, darf man dem sympathischen Musiker ruhig aufmunternd auf die Schulter klopfen.

21) Malta/Kurt Calleja - This Is The Night
Dabei haben die mit so viel Spaß getanzt. Die Nummer des dauergrinsenden Maltesers macht Spaß, keine Frage, der Refrain bliebt seeeeeeeeeeehr lange im Ohr und die Tanzschritte sehen lustig aus. Ich behaupte mal, dass der Kurt, wäre er sagen wir mal für die Ukraine oder Russland angetreten, einen TopTen-Platz ergattert hätte.

22) Mazedonien/Kaliopi - Crno E Belo
Aus konventioneller Ballade ohne Schnicksack wird ein feuriges Rockgrusical. Stimmlich sehr interessant mit inflationär eingesetzem Vibrato trug der Hosenanzug der Sängerin dann wohl doch zu sehr auf, um den Song Marke "Gianna Nannini trifft Within Temptation beim Rondo Venezinao-Konzert" noch weiter nach vorn zu hieven.

23) Irland/Jedward - Waterline
Eigentlich schade. Da haben die zwei HB-Männchen schon einen viel besseren Song im Handgepäck als im letzten Jahr und spielen in Kostümen, die entweder an Prinz Eisenherz oder C3PO erinnern, mit dem Wasser, und dann reicht es gerade mal für einen Platz im hinteren Drittel. Machen sie nun wohl ihre Drohung war und kommen wieder bis sie gewinnen?

24) Serbien/Zeljko Joksimovic - Nije Ljubav Stvar
Wahrscheinlich könnte er dem geneigten ESC-Fan das sprichwörtliche Telefonbuch vorsingen und trotzdem würden alle anrufen. Seine diesjährige, die Balkanseele streichelnde Folkballade hatte allerdings auch wieder eine Güte, die mit einem guten dritten Platz hinreichend belohnt wurde.

25) Ukraine/Gaitana - Be My Guest.
Oder eben "Gay-Tanya" wie sich liebevoll nenne. Mit leichtem "Blume-Von-Hawaii"-Einschlag und kraftvollem Fanfarenstoss sang sie sich irgendwo an der Grenze zwischen Ru Paul und Gloria Gaynor vor berockten Tänzern schon mal in EM-Form. Platz 15 ist allerdings sicherlich nicht das beste Omen...

26) Molawien/Pasha Parfeny - Lautar
Doooof. Wieso erkennt Europa das Hitpontial des fabelhaften Pashas nicht. Gut, er sieht schon aus wie ein dauergrinsender Colin Farell, aber diese Freude, diese Balkan-Trompeten, diese Katy-Perry-Gedächtskleidchen und dieser bescheuerte Text: mehr ESC geht doch eigentlich kaum. Nun gut, immerhin fast TopTen, damit kann ich einigermaßne leben.

Den Sieger poste ich (wieder nicht), dieses Mal gibt's den am ehesten auf dem Bänkelsänger beheimateten Drittplatzierten aus Serbien:


...und damit verabschiede ich mich von der diesjährigen ESC-Bühne, gratuliere noch einmal artig nach Schweden und bedanke mich für einen durchaus spektakulären Eurovisionsabend, der qualitativ in diesem Jahr doch so einiges zu bieten hatte. Mit dem obligaten Käseligel, guten Freuden und Fassbrause wurde wieder einmal mitgefiebert bis aufs Blut und so gibt's jetzt nur noch eins zu sagen: Sag ol, Baku!









Freitag, 25. Mai 2012

Eurovision Song Contest 2012 - ein Überblick



Themenwechsel. 

Auch in diesem Jahr gibt es auf dem Bänkelsänger eine klitzekleine Vorausschau sowie eine längere Nachlese des Eurovision Song Contests. Nachdem im Lauf der Woche die beiden Halbfinals schon gehörig für Skurrilitäten, gute Laune und in Teilen auch wirklich gute Musik gesorgt haben, wird nun traditionsgemäß vor dem morgigen Finale schon einmal ein Blick auf des Bänkelsängers' Favoriten geworfen werden.

Den Anfang macht wieder einmal Estland, hier geht Ott Lepland mit seiner sehr intensiven und vor allem gut gesungenen Ballade "Kuula" an den Start. Der Mut zur Lücke macht den jungen Sänger aus, wird bei diesem eher auf Stimme und Atmosphäre Wert legendenen Beitag die Pyrotechnik, Kleiderauswahl und Menge an Beteiligten doch komplett vernachlässigt.

Ein wenig mehr Drama und vor allem mehr Show bietet in diesem Jahr Island mit Greta Salóme & Jónsi  und deren "Never Forget", dass sie dann leider doch auf Englisch singen werden. Allerdings macht das mit stimmungsvollen Geigenklängen und beinahe klassisch anmutende Duett auch so eine Menge Freude und fällt vor allem durch die typisch nordische Mystifizierung auf.

Balkan-Folk mit Seele kommt von Einem, der weiß wie's geht: Željko Joksimović. Nach "Lane Moje" vor einigen Jahren und vielen weiteren Titeln, an denen er mitgeschrieben hat ist "Nije Ljubav Stvar" ein weiterer Höhepunkt für Serbien. Ob die einnehmende Nummer dieses Mal für den Titel reicht?

Topfavoritin neben der am höchsten gehandelten Schwedin Loreen ist aber mit sicherheit die für Italien ins Rennen gehende Nina Zilli und ihr "L'amore è femmina". Feiner 60s-infizierter Soulpop mit leichter Chansonschlagseite und einem unglaublichen Hitpotential.

Topfavorit des Bänkelsängers ist wiederum Pasha Parfeny aus Moldawien. "Läutar" heißt sein mit stürmischen Trompeten eingeleiteter Feel-Good-Song was so viel wie "Musiker" heißt. Und den nimmt man ihm trotz der bisweilen etwas eigentwilligen Kostümierung vollends ab. Kostprobe gefällig:

 


Auch dieses Jahr wünsche ich den bestmöglichen ESC-Abend, den man sich vorstellen kann, allen Nichtguckern zumindest frohe Pfingsten und verspreche, dass es auf dem Bänkelsänger spätestens am Montag wieder um Bänkelsängermusik geht.










Montag, 14. Mai 2012

Im Schnelldurchlauf: Lasse Matthiessen, Grimoon & M.i.p.V



Dreimal Neuvorstellung, dreimal Solaris Empire.

Manchmal reichen schon 20 Sekunden, um sich einem Lied mehr entziehen zu können. Lasse Matthiessens "Celluloid" ist zum Beispiel so eins und so kommt es, dass sich der Bänkelsänger mal wieder mit drei eher vielversprechenden Künstlern des sympathischen Berliner Labels beschäftigen durfte.

Fangen wir mit dem munter zwischen Berlin und Kopenhagen hin und her pendelnden Lasse Matthiessen an, dessen aktuelles Album "Dead Man Waltz" am 27.04.2012 veröffentlicht wurde. Matthiessen macht Bänkelsänger-Musik par excellence, sein mal schwermütiger, mal leichtfüßiger Mix aus erzählerischen Folksongs und einnehmenden Americana-Stücken changiert hierbei immer wieder hin und her. Das eröffenende "Celluloid" zum Beispiel nimmt mit kraftvollen Streichern die sanfte Stimme des Songwriters gefangen und lässt so einen Spannungsbogen entstehen, der auf hohem Niveau durchaus noch Ausreisser nach oben bietet. Das zerbrechliche "Black Queen" zum Beispiel oder das fabelhafte Gespann aus dem Titeltrack und dem vorangehenden "In The Dead Of The Night". Letztes ist als erste Single geradezu charakteristisch für die Stimmung des gesamten Albums, mit bittersüßer Dramatik und ausdrucksstarkem Refrain. Aber auch nach hinten hinaus verliert "Dead Man Waltz" nicht an einnehmender Verführung. Das beinahe karg vor sich hin fließende "Chasing Wolves" erinnert hier an Matt Bauer, mit den beiden letzten Songs wird eine beinahe schon countryeske Eingängigkeit geschaffen, die Matthiessen ruhig, besonnen, doch immer pointiert zum Ausdruck bringt. Ein feines, melancholischönes Stück Musik, dass trotzdem aufrüttelt und Lust auf mehr macht.


Neben Lasse Matthiessen findet sich mit Grimoon ein weiterer Act eher folkloristischer Natur im aktuellen Schnelldurchlauf wieder. Weitaus dunkler, wenn gleich nicht farbloser gleitet die herzzereißende Stimme der Französin Solenn Le Marchand durch die acht Stücke von "Le Déserteur", dem bereits Mitte April veröffentlichen Albums des musikalisch als auch visuell sehr regen musikalischen Projekts. Fast ausschließlich wurde bis dato auf Französisch oder Spansich gesungen, nun findet sich auch ein englisches Lied "Directions" auf dem Album, dass sich klangliche Vorbilder irgendwo zwischen Black Heart Procession, Paul Roland und Arcade Fire gesucht zu haben scheint und da der Sänger Pall Jenkins eben von "The Black Heart Procession" für die Produktion verantwortlich war, klingt "Le Déserteur" eben durchaus nach sehnsüchtelnder Dunkelheit, zerbrechlichen Nebelschwaden und kunstvollem Gespinst. Höhepunkt des Album ist der letzte Song "Tango De Guerre", eine in dunkelrotem Schimmer liegende Geschichte gegen das Vergessen, das in seiner chansonesken Gewalt auch ein Nachdenksong, von z.B. 17 Hippies hätte sein können. Prädikat: wertvoll.


Etwas ratlos hingegen lässt mich das am 08.06.2012 erscheinede Album "M.i.p.V II" von Músicas intermináveis para Viagem (M.i.p.V) zurück. Die Band, um die brasilianische Sängerin Laura L. macht Musik, die einem aufmerksamen Hörer sicherlich eine Vielzahl an spannenden Momenten bereithält, leider fehlen hier dem Bänkelsänger die klaren Aufmerksequenzen. Die Titel versprechen eigentlich eine spannende Reise, heißen die Stücke doch zum Beispiel "Der Gesang des freien Raben" oder "Berliner Passage", allein die ambienten, postrockenden Strukturen, die sich irgendwo zwischen abgeschliffener Portishead-Brillianz und instrumentalem Sommermorgenblues ansiedeln lassen, lassen den Funken zu häufig nur leise weiterglimmen. Es gibt mit Sicherheit ein audiophiles Publikum, das dann auch den einzigen Gesangspart auf "M.i.p.V II" bei "Medo da Morte" goutieren wird, leider bleibt im Ohr des Bänkelsängers' zumindest nicht ganz so viel wie sonst zurück. Einen Ohrenöffner gibt's trotzdem:

  

Montag, 7. Mai 2012

Lauschbilder: ein Versuch



Mal wieder so'n Versuch. Und eine Möglichkeit, die vielen netten Anfragen von Musikern und Labels zumindest noch mal auf eine andere Art zu würdigen. In lockerer Folge (und eben nicht so regelmäßig wie bei der empfehlenswerten AUFTOUREN-Musik ins Auge-Rubrik) will ich Visuelles in den Fokus rücken, häufig auch verbunden mit Kurzinfos zu erschienenen Veröffentlichungen und Gratisdownloads.

Den Anfang machen drei alte Bekannte und ein Frischling:

Fangen wir mit dem bereits am längsten veröffentlichten Video an und das schickt das sympathische Duo Straight From The Harp in den Ring. "GoGoGoGoGo" heißt es und knüpft musikalisch an die vorangegangene Mischung aus filigraner Elektronik, poppigen Klängen und natürlich Bluesharptönen an. Das Lauschbild im angesagten Handkamera-Retrolook gibt's hier, das Album "I´m On Fire Just For You" folgt später im Jahr:


Erst kürzlich hatten sich Pretty Mery K hier vorgestellt und ihr frühlingsfrisches Album "Oh" im Handgepäck. Jetzt ist seit ein paar Tagen das Video zu "Mery In Wonderland" zu sehen, das skurril, quietschbunt und hervorragend zum niedlichen Ton des Stücks passt. Genießt das Lauschbild:



Neu auf dem Bänkelsänger sind Garda, die im Video zum Song "Upper/Lower Water Course" vom neuen Album "A Heart Of A Pro" so viel Wasservarianten durchspielen, dass es bei den teils einschwebend verschwommenen Bildern schon mal schwummerig werden kann, der sanft dahin plätschernde Folkpop-Song der Dresdner Band passt allerdings vorzüglich und wird somit zum dritten Lauschbild:


...einen besonderen Leckerbissen gibt es noch zum Schluss, denn Neil Cousin, der mit seinem letztjährigen Album "Bonfire" überzeugt und einen der Titel auch in des Bänkelsängers' Hitparade 2011 katapultiert hat, hat auch ein feines Video zum schönen "Oh For The Spring" parat. Und noch was viel besseres: den kann man sich nämlich direkt selbst frei downloaden und dann inklusive Kopfkino einen eigenes Lauschbild. Jetzt aber erstmal das angefertigte:

Dienstag, 1. Mai 2012

My monthly Mixtape: Mai


Die Spielarten des Folks werden wieder mal ausgereizt bis zum geht nicht mehr. Wenn selbst launige Folkpopbands wie Of Monsters & Men die deutschen Charts entern, gibt's hier noch viele weitere mehr oder weniger folkinfizierte Beispiele, die sich mindestens ebenso gut dazu eignen, wie die hier im November schon mit einem Mixtape-Beitrag geehrten Isländer. Ob man sich dabei nun die 50s und 60s herbeisehnt wie bei Crybaby oder M.Ward oder sich einfach mit verdammt feinen Ohrwürmern wie bei L.A., Tom Williams & The Boat in den Vordergrund spielt oder gar kunstvollen Avantpop pflegt wie es Django Django oder Alexander Tucker vormachen, darf sich jeder selbst aussuchen.

01. Tom Williams & the Boat - Teenage Blood
02. The White Buffalo - Ballad of a Dead Man
03. Horse Feathers - Fit Against the Country
04. Hospital Bombers - When The Cows Come Home
05. M. Ward - I Get Ideas
06. Django Django - Love's Dart
07. Frida Hyvönen - California
08. Locas in Love - Bushaltestelle
09. Jack White - I'm Shakin'
10. L.A. - Over And Over
11. Simone Felice - You & I Belong
12. And Also The Trees - Hunter not the hunted
13. Patrick Watson - Lighthouse
14. Jay Brannan - Beautifully
15. Crybaby - I Cherish The Heartbreak More Than The Love That Lost
16. Holmes - Debris
17. Trembling Bells & Bonnie 'Prince' Billy - Ferrari In A Demolition Derby
18. Alexander Tucker - Mullioned View
19. Rufus Wainwright - Montauk
20. Digger Barnes - Pure As Gold

und weil ich mich dieses Mal nicht für das eine oder andere Ohrmuschelaufsperrtonbeispiel entscheiden kann, gibt's eins hier und dieverse andere dann im Laufe des Monats über den Facebook-Account. Selbstverständlich gibt's allerdings auch wieder eine Bänkelsänger-Sendung beim "Radio Der Von Neil Young Getöteten", wann's da allerdings los geht, kann ich aktuell noch nicht sagen...Musik, zwei, drei:

 



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